“Ich mach mal schnell Nudeln!” Der Nr. 1 Satz in (fast) jeder Küche. Und jeder kennt sie: Spaghetti, Penne, Fusilli – die Nudeldreifaltigkeit. Treue Begleiter:innen durch den Kantinenalltag, Dauerbrenner auf WG-Herden, Kindheitserinnerung aus dem (Tief-)Kühlregal. Spaghetti Bolo, Penne Arrabiata, Spiralnudeln mit „Soooße“.
Mal lecker, mal matschig – oft aber einfach nur: meh. Dabei haben gerade diese Nudelsorten so viel mehr verdient. Zeit also, ihre Stärken zu würdigen und ihnen mit Amore zu begegnen. Oder wie unser Küchenchef Andreas Hoffmann sagt:
„Wenn Pasta beim Schwenken schmatzt, stimmt die Sauce.“
Und als Mastermind unseres toskanisch-florentinischen Restaurants Occhio d’Oro glauben wir ihm das aufs Wort.
More Spaghetti, less upsetti: Alltagsnudel mit großer Geschichte
Spaghetti – das klingt nach Kindheit und Kohlenhydraten. Aber der Begriff selbst? Der hat mehr Substanz, als man denkt. Abgeleitet vom italienischen spaghi (Schnüre), heißt Spaghetti wörtlich übersetzt nichts anderes als „kleine Schnüre“.
Schlichte Nudeln, die sich gut aufbewahren lassen – wie es sich für ein Grundnahrungsmittel gehört, das seit Jahrhunderten hungrige Seefahrer, Soldaten und Nonnen satt macht.
Besonders in Süditalien hat man früh erkannt, dass Nudeln aus Hartweizengrieß und Wasser die bessere Wahl ist. Kein Ei, keine Kompromisse. Dafür lange haltbar, perfekt zu trocknen und ideal für alle, die nicht jeden Tag auf dem Markt stehen können. (Fun Fact: Auch in Andreas' Küche wird frisch bestellt, aber ein romantischer Marktspaziergang – das ist leider oft nur Show.)
Spaghetti ≠ Bolognese
No front: Spaghetti waren nie für Bolognese gedacht. Die lange, zarte Form braucht etwas Feines – Saucen, die sie umspielen und nicht erdrücken.
Leichte Tomatensaucen, Olivenöl mit Knoblauch oder zarte Fischsaucen. Wenn die Pasta al dente ist, die Sauce schmatzt und alle hungrig am Tisch sitzen, dann zeigt jeder einzelne Spaghetto, was er kann.
Unsere Tipps für wirklich gute Spaghetti
- Wasser, Salz, Zeit: Viel Wasser, ordentlich Salz, und bitte nicht auf dem Weg zum Teigkleber verkochen. Lieber etwas zu kurz und dann in der Sauce fertig garen!
- Die richtige Sauce zur Nudel: Nicht jede Sauce passt zu jeder Form. Spaghetti lieben feine Saucen. Für stückige Saucen gibt’s viele andere Nudelsorten.
- Nudeln immer in die Sauce – nie umgekehrt: In der Pfanne, mit einem Schuss Nudelwasser, alles schön durchschwenken. That’s Amore.
“Es gibt unzählige Pastasorten – jede hat ihre eigene Charakteristik. Bei einfachen Gerichten wie Aglio e Olio muss wirklich alles perfekt sein: der Knoblauch, das Öl, die Textur der Pasta. Auch bei einer Carbonara entscheidet ein Gramm Eigelb zu viel darüber, ob das Ergebnis überzeugend ist. Pasta ist eine Kunst – man kocht mit Kopf, Auge, Hand und Gehör. Ein Tipp, der sich bewährt: Wenn Pasta beim Schwenken leicht schmatzt, ist der Soßenanteil genau richtig.” - Andreas Hoffmann, Chefkoch Occhio d'Oro
Penne: robuster Allrounder
Wer Spaghetti sagt, muss auch Penne sagen. Die kleine Röhre ist ein echter Allrounder: verzeiht zu langes Kochen, saugt Sauce auf wie ein Schwamm und bleibt trotzdem bissfest.
Vor allem stückige Ragùs, cremige Käsesaucen oder ein Pesto alla Genovese mit ordentlich Textur – Penne nimmt alles mit, was kommt. Außen geriffelt, innen hohl – Penne ist quasi der SUV unter den Nudelsorten. Robust, flexibel und nicht umsonst eine beliebte Nudelsorte.
Der Name Penne leitet sich vom italienischen Wort "penna" ab, was „Feder“ oder „Stift“ bedeutet. Kein Wunder, denn die schräg abgeschnittenen Enden erinnern an alte Schreibfedern. Diese Form entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, als neue Maschinen das präzise Abschneiden von Pasta in diesem Winkel ermöglichten.
Fusilli: Die Spaßnudel mit maximaler Soßenhaftung
Drehen wir weiter – im wahrsten Sinne: Fusilli! Die Spirale unter den Nudeln. Ein absoluter Klassiker.
Irgendwo zwischen Kindheit und Küchenliebe, zwischen Käseauflauf und Cime di Rapa. Fusilli ist wie der Freund, der bei keiner Party fehlt – unkompliziert, aber nie langweilig.
Fusilli – Handwerk mit Drehmoment
Der Name Fusilli stammt vom italienischen Wort "fuso", was Spindel bedeutet. Diese Bezeichnung ist kein Zufall: Ursprünglich wurden Fusilli von Hand hergestellt, indem ein dünner Teigstrang um eine Stricknadel oder Spindel gewickelt wurde – ähnlich wie Garn beim Spinnen.
Die Wurzeln dieser Pastaform reichen weit zurück, vermutlich bis ins Süditalien des Mittelalters. Damals wurden Nudeln meist zu Hause gemacht – jede Familie hatte ihre eigenen Formen und Traditionen. Fusilli galten als etwas Besonderes, weil ihre Herstellung nicht ganz einfach war: Die kunstvolle Drehung erforderte Geschick und Übung.
Die Fusilli Oberfläche? MAXIMAL
Warum wir Fusilli lieben? Weil sie alles mitmachen. Ihre Form ist ideal, um dickere, cremige Saucen aufzunehmen – und zwar überall. Außen, innen, zwischen den Windungen. Selbst das letzte bisschen Pesto klammert sich an jede Kurve. Und weil sie durch ihre Struktur so viel Oberfläche haben, funktioniert hier sogar eine rustikale Béchamel oder ein grobes Gemüse-Ragù ohne Drama.
Sie ist die Meisterin des “viele-Leute-sattmachens”. DIE Kindernudel, unsere Numero uno für Nudelsalat und die beste Wahl für einen knusprige Auflauf. You say Fussili? We say Party!
Und was sagt der Profi?
Andreas Hoffmann, Küchenchef im Occhio d’Oro, weiß: Gute Pasta ist Handwerk.
„Disziplin, Struktur und Timing. Und gute Produkte.“
In seiner Küche dreht sich vieles um Reduktion aufs Wesentliche: wenige, aber exzellente Zutaten. Ein bisschen Toskana, ein Hauch Japan, keine Spielereien. Oder wie er es selbst formuliert: „Wenig Komponenten, viel Geschmack.“
Sein Signature Dish? Strozzapreti Salsiccia – „Die nehmen Soße wie ein Schwamm, bleiben aber saftig.“ Knoblauch, Chili, frische Tomaten, Petersilie, Parmesan – fertig. Mehr braucht’s nicht.
Mehr Pasta-Liebe gibt’s übrigens hier: How to Nudel part.I: Strozzapreti, Tagliatelle e Pici